Zwei Tage Zwangspause waren dann ausreichend und wir konnten uns zu einem Traumziel von Peru aufmachen! Nach einem Stopover in einer Stadt, dessen Namen ich bereits vergessen habe, kamen wir an dem kleinen Dorf „Cocachimba“ an, das fußläufig von dem Gocta – Wasserfall entfernt liegt. Wir kamen recht spätabends an, so dass die Wanderung dorthin am nächsten Tag stattfand. Wir befanden uns dort auf über 3000 HM, der Hinweg der Wanderung ging stetig bergab, so dass es sehr einfach und entspannt war. Am Ziel angekommen … es war atemberaubend. Der Gocta – Wasserfall ist einer der größten Wasserfälle der Erde und das muss man erstmal fassen! Der Rückweg war für mich dann ziemlich anstrengend. Ich war noch nicht vollständig mit der Höhe akklimatisiert und die Corona-Infektion war noch nicht so lange her, so dass meine Atmung noch ein wenig geschwächt war.
Dennoch war ich sehr froh, die Wanderung angetreten zu sein!
Der zweite Teil meines absoluten Traumziels war Chachapoyas, genauer gesagt „Kuelap“. Chachapoyas ist auch der Name des prähistorischen Andenvolks, dessen Herkunft bis heute umstritten und unbekannt ist. Forschungen unterstützen die These, dass dieses Volk vor über 2000 Jahren aus Spanien nach Südamerika kam und sich in den Bergen bei dem heutigen Nuevo Tingo vor circa 2000 Jahren angesiedelt hat. Die genauen Gründe, Thesen und Ergebnisse der Forschungen würden den Rahmen dieses Blogs sprengen, es sei jedoch so viel gesagt, dass ich alles dazu gelesen, alle Dokumentationen geschaut habe und einfach begeistert bin.
++Wer Interesse daran hat, kann das Buch von Hans Giffhorn „Wurde Amerika in der Antike entdeckt?“ lesen oder seine Dokumentation „Keltische Krieger im antiken Peru – die Rätsel der Chachapoya“ anschauen.++
Chachapoyas als Stadt selbst ist heutzutage ein nettes kleines Städtchen mit schönen Häusern, lieben Menschen und gutem Essen. Dort habe ich auch meinen besten Pisco Sour (peruanischer Traubenschnaps „Pisco“ mit Zitronensaft, Zucker und Eiweiß) in Peru trinken können!
Nach einem Tag in Chachapoyas (geplant waren zwei, jedoch wollte uns der Hostelbesitzer bei dem wir mit unserem Van standen, komplett verarschen, sodass wir vorzeitig fuhren), ging es nach Nuevo Tingo. Ein kleines Dorf, recht hochgelegen und mit direktem Zugang zur Seilbahn nach…. KUELAP. Der Grund unserer Reise dorthin. Kuelap ist die Festung der Chachapoyas Kultur, hoch oben auf einem Berg gelegen und mein absolutes „Must See“ seit ich von dieser geheimnisvollen Kultur erfahren habe.
Wir fanden einen wunderschönen Stellplatz vor einem Hotel, an dem wir die Dusche und Toilette eines unbenutzten Bungalows nutzen konnten. Direkt am zweiten Tag machten wir uns auf den Weg nach Kuelap. Klar war, dass Sam nicht mit durfte in die Ruine, sodass wir ihn eigentlich im Van lassen wollten – am Hotel war uns, trotz Angebot, nicht so lieb, da die Tochter der Hotelbesitzer deren Hunde gehauen hat und wir nicht wollten, dass es Sam ähnlich ergeht. Doch im Van lassen, war aufgrund der Sonne und Temperatur keine Option, weshalb wir ihn kurzerhand zurück zum Hotel brachten. Wir dachten, dass es ausreicht ihn 10-20 Minuten an der Leine zu lassen und dass er dann frei rumlaufen kann. Spoiler: Nein, war nicht ok. Die Sekunde, in der der Hotelbesitzer ihn von der Leine ließ, sprintete Sam los, in die Richtung in die wir zuvor mit dem Van auch gefahren sind. Sie holten ihn nicht ein und mussten schlussendlich mit ihrem Auto hinterher und fanden Sam am Parkplatz der Seilbahn, an unserem Van wartend vor… Sie nahmen ihn mit zurück und sperrten ihn auf ihrem Balkon ein, da er immer wieder versuchte abzuhauen… Achja, der liebe Sam 🙂
Nun zu den „wichtigeren“ Erlebnissen, oben auf dem Berg. Die Seilbahn brachte uns circa 20 Minuten weiter den Berg hoch, weitere 20 Minuten mussten wir laufen und dann standen wir … vor Kuelap! Die Mauen sind auch jetzt noch, knapp 500 Jahre nach Untergang dieser Kultur, sehr beeindruckend. Sehr hoch, sehr massiv. Es gibt nur 3 Zugänge und aufgrund von Einsturzgefahr sind nur 2 Eingänge geöffnet. Diese sind sehr sehr schmal, es kann immer nur eine Person hindurch gehen. In der Festung selbst sind viele kleine Rundbautenhäuser (Randnotiz: ein Grund für die Annahme, dass die Chachapoyas aus Spanien kamen und nicht aus dem Inkareich, da in Gesamt-Südamerika die „Rundbauten“ nicht verwendeten wurden, jedoch aber in Spanien…).
Es gibt auch eine Art Tempel, jedoch ist wie bei vielen anderen Dingen der Chachapoyas Kultur einfach ungewiss und ungeklärt, was die genaue Funktion dieses Tempels (bzw. ist es überhaupt ein Tempel?) war.
Für mich war das umherlaufen in der Festung weitaus magischer als der Besuch bei Machu Picchu 2019. Teilweise war ich den Tränen wirklich nah und konnte die Eindrücke und die Stimmung die dort herrschte kaum verarbeiten. Noch heute geht mir der Besuch sehr nahe, es hat irgendwas mit mir gemacht an diesem Ort zu stehen, auch wenn ich nicht sagen kann, was genau. Es war einfach schön und traurig zu gleich. Schön, weil ich endlich dort war und traurig, dass man so wenig weiß über die Menschen, die dort (dieses mal nachweislich!) mindestens 1000 Jahre gelebt haben. Ich bin nicht sehr tief in der sprituellen Lebensweise, jedoch war dies ein Ort wo ich tiefste Spiritualität empfunden habe. Wie gesagt, die Empfindungen dort sind schwierig in Worte zu fassen, jedoch waren es wirklich sehr besondere Momente für mich.
Leider ist ein Teil der Festung eingestürzt aufgrund eines Erdbebens/Erdrutsches. Und zwar genau einen halben Tag nachdem wir dort waren. Diese Information macht mich nochmal zusätzlich traurig, aber auch sehr dankbar. Dankbar, weil ich noch die Chance hatte die Festung so gut erhalten zu sehen und traurig, da es lange dauern wird, es wieder zu restaurieren. Kuelap ist eben nicht Machu Picchu, wird nur als „Machu Picchu des Nordens Peru“ bezeichnet aber nicht so behandelt und die Regierung steckt nicht so viel Geld in diese Festung…