Bariloche

Es sind knapp 1600 km von Mar de Plata bis Bariloche, ich habe mir 4 Tage für den Weg genommen. Man hätte es sicher schneller fahren können bzw mehr als nur 3-5 Stunden am Tag, aber nachdem ich so lange so krank war, wollte ich es sachte angehen lassen.
So hielt ich noch einmal an der Küste an einem wunderschönen Campingplatz und dreimal an halbwegs „ok“ Campingplätzen, bevor ich in Bariloche ankam.
Dort parkte ich zunächst 2 Nächte vor einem Hostel, das ich über workaway.org angeschrieben hatte. Der Besitzer hatte leider keinen Bedarf für Freiwillige, doch ich konnte umsonst parken und die Dusche/Toilette benutzen. Da es aber nicht so das Wahre war, ständig für einen Toilettengang dort anklingeln zu müssen, suchte ich mir einen Campingplatz außerhalb von Bariloche. Bevor ich dorthin fuhr, war ich einen Abend mit dem Pärchen aus Deutschland, das ich bereits in Cafayate traf, verabredet und wir gingen wieder essen. Es war sehr nett und wir verstehen uns gut, so dass wir uns zu einem Tagestrip am Wochenende verabredeten – die Route der 7 Seen zu fahren!

Ich stand zu dem Zeitpunkt mit dem Mexikaner, den ich in Cochabamba kennenlernte in Kontakt und er wollte bei seinem Chef im Hostel nachfragen, ob ich dort aushelfen könnte und das auch mit Hund. Nach ein wenig hin und her, war dies ok und ich plante an einem Montag dort anzukommen. 3 Nächte verbrachte ich dann auf dem Campingplatz. Von dort aus fuhr ich auch mit dem Pärchen den Tagestrip bis San Martin de los Andes hoch und wieder zurück. In San Martin vergaß ich dann schlauerweise die Scheinwerfer auszustellen und die Batterie war natürlich leer. Nach Starthilfe ging der Motor aber gottseidank an und wir konnten den Rückweg antreten. Nachdem ich die beiden in Bariloche abgesetzt hatte und Richtung Campingplatz fuhr, stellte ich fest, dass die Bremse ein wenig weich war und spät reagierte. Vermutlich Luft im System und ich musste dann wohl nach dem Wochenende zum Mechaniker.
Als ich am Montagmorgen dann zum Hostel fahren wollte, ging der Motor erneut nicht an… Die Batterie war nun also offiziel auch hinüber. Ich bekam auch hier Starthilfe und konnte erstmal zum Hostel fahren. Der Mechaniker, der mir empfohlen wurde, hatte zu diesem Zeitpunkt leider zu, da ein Feiertag in Argentinien war. Den Montag hatte ich erstmal noch frei im Hostel und konnte ein letztes Mal mit dem Pärchen essen gehen, bevor die beiden weiter Richtung El Chalten im südlichen Teil Patagoniens gefahren sind.

In den 3 Wochen, die ich dort im Hostel war, hatte ich aber leider viel Ärger mit dem Van… Erstmal sprang der Motor dann nicht mehr an, als ich vom Hostel zum Mechaniker wollte, so dass ein Abschlepper kommen musste – mit guter Starthilfe ging es dann wieder. Da es allerdings nun Samstag war (mein freier Tag), konnte er mir an dem Tag nicht mehr helfen. Damit der Van aber zumindest schonmal bei dem Mechaniker steht, fuhr ich ihn zur Werkstatt und der Mechaniker mich zurück zum Hostel. Montag holte er mich dann dort auch wieder ab, ich kaufte eine neue Batterie und nachdem diese eingebaut war, lief der Van wieder wie neu.
Die Bremse ließ ich an einem meiner anderen freien Tage erneuern – allerdings war hier nicht das Problem von Luft im System, ich brauchte neue Bremsscheiben. Alles in allem also ein teurer Spaß, sowohl für den Geldbeutel, als auch für meine Nerven.

Das Arbeiten währenddessen im Hostel war auch erstmal schwierig für mich. Die Argentinier und auch der Mexikaner sprechen kein Englisch und mein Spanisch war zu dem Zeitpunkt noch eher schlecht als recht… Aber nach ein paar Tagen (und vor allem ein paar Feierabendbier ;)) klappte die Verständigung immer besser. Leider verbrachte ich meine gesamten freien Tage mit dem Van oder mit Sam, denn dieser war natürlich auch wieder krank mit seinen üblichen Magen-Darm Problemen…
Trotzdem hatte ich einige tolle Abende mit meinen 5 Arbeitskollegen, mit 4 davon stehe ich auch jetzt noch in fast täglichem Kontakt. An sich sind knapp 3 Wochen nicht viel Zeit, wenn man jedoch wirklich 24/7 aufeinander hängt, zusammen isst, im gleichen Raum schläft und zusammen arbeitet, wirkt es einfach viel länger. Dass ich mit Sam im Hosteldorm der Freiwilligen schlafen durfte war wirklich sehr gut, es war sehr kalt in Bariloche und ich fühlte mich erst langsam wieder 100% fit.
Wir waren alle auf einer Wellenlänge, was das ständige Zusammenleben natürlich sehr erleichterte. Es gab viele schöne Momente und an die kleinen erinnere ich mich besonders gerne – ein Witz, den ich im Spanischen erzählen konnte und alle zum Lachen brachte zum Beispiel. Einfach die typische Situationskomik, die ich sehr gut im Englischen und Deutsche beherrsche, aber lange nicht mehr demonstrieren konnte. Weil ich schlichtweg nicht mehr mit Personen unterwegs war, die entweder Deutsch oder Englisch auf dem Level sprechen und ich sprach eben Spanisch lange nicht auf diesem Level. Am Ende setzte ich auf viel Verständnis des Chefs des Hostels und konnte obwohl ich nicht mehr dort arbeitete 2 Nächte länger bleiben, um erst eine Wanderung mit zwei anderen aus dem Hostel zu unternehmen und am nächsten Tag eine kleine Rundfahrt mit dem Van mit allen, bzw. einer musste früher mit dem Bus zurück, weil er arbeiten musste.
Der Abschied fiel mir hier fast schwerer als aus Samaipata – in Samaipata verabschiedeten sich nach und nach alle, die Bestandteil unserer „Samaipata Familia“ waren, sodass als Lorenzo und ich fuhren nur noch 3 andere da waren, die aber auch nicht mehr lange dort blieben. Zudem war bei den meisten klar, dass man sich sowieso bald wieder begegnet auf Reisen, da viele Europäer dabei waren oder eben die Argentinier fest eingeplant haben, bald nach Europa zu kommen.

In Bariloche hingegen war die Verbindung und die Wellenlänge nochmal mehr zu spüren, so dass es umso trauriger ist, dass keiner von meinen Freunden dort erstmal nach Europa kommen wird. Und ich werde aus geldtechnischen Gründen ja auch erstmal nicht zurück nach Argentinien, geschweige den Bariloche kommen…

Mit komplett repariertem Van, gesundem Sam und all seinen für die Einreise nach Chile erforderlichen Papieren, ging es dann am 27.10. los nach Chile und raus aus Bariloche… Ich würde lügen, wenn ich nicht sage, dass ich geweint habe.

Denn ich wäre wirklich gerne länger geblieben. Doch leider hatte ich den Rückflug nach Deutschland bzw. nach Paris bereits gebucht. Ich hatte nicht mehr erwartet irgendwo in einem Hostel Freiwilligenarbeit machen zu können mit Sam und dass der Van wirklich wieder soweit repariert ist, dass Reisen wieder Spaß macht damit… Doch das ist alles eingetreten. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich keine 2 Wochen nach Buchen des Fluges genau dieses Buchen bereut habe. Denn was ich noch nicht so beschrieben habe: eigentlich war ja geplant ganz Patagonien zu bereisen, dass das dann mit Sam aufgrund der ganzen Nationalparks nicht so möglich ist, damit habe ich mich bereits abgefunden und war froh in Bariloche und Umgebung zu sein. Doch die ganze Zeit, gerade wie in Samaipata oder auch Sucre usw., hatte ich den Luxus einfach so lange zu bleiben wie es sich gut anfühlt, ohne Deadlines, ohne Stress. Das hatte ich ja erst seit Samaipata. Seitdem ich mir selbst diesen unnötigen Stress genommen hatte. Und genau das fühlte sich die ganze Zeit gut an. Dass egal wie lange ich irgendwo bin, ich verpasse nichts.
Mittlerweile habe ich mich damit „abgefunden“, dass es genauso passiert, wie es passiert, weil genau das passiert, was passieren soll. Ich kann die Entscheidung von vor einigen Wochen nicht mehr rückgängig machen. Theoretisch kann ich natürlich den Flug stornieren oder verschieben, aber das verschiebt auch einfach nur die Gefühlslage, die ich aktuell durchmache. Es wird immer ein „Bariloche“ geben, auch wenn ich die Reise jetzt noch ein wenig verlängere. Man soll dann aufhören, wenn es am schönsten ist und das war Bariloche dann vielleicht für mich. Klar, die Reise ging danach noch nach Chile, aber mein persönliches Highlight bleibt am Ende der Reise trotzdem Bariloche und die Begegnung mit den Menschen dort.